IHK-Gründungsreport Mittelfranken 2023

Regionalanalyse der IHK Nürnberg für Mittelfranken

Unternehmensgründungen in Mittelfranken

Der IHK-Gründungsreport gibt einen kompakten Überblick über das Gründungsgeschehen in Mittelfranken. Er bietet Interessierten, Gründenden, Gründungsberatenden sowie politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern einen Überblick rund um das Thema Existenzgründung in Mittelfranken.

Die Grundlage bilden die Statistiken der Gewerbeanzeigen in Bayern 2013 bis 2022 des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung in Fürth. Als wesentlicher Indikator des IHK-Gründungsreports wird der Gründungssaldo verwendet, vereinfacht ermittelt durch Abzug der Gewerbeabmeldungen von den Gewerbeanmeldungen. Unberücksichtigt bleiben die Gründungen und Geschäftsaufgaben in den Freien Berufen.

Absolut betrachtet zeigt Mittelfranken in den letzten zehn Jahren eine positive Entwicklung des Gründungsgeschehens. Insgesamt meldeten in den Jahren 2013 bis 2022 genau 157 337 Gründer ein Gewerbe an. Im gleichen Zeitraum beläuft sich die Anzahl der Gewerbeabmeldungen auf 139 797. Durchschnittlich betrug der Firmenzuwachs in den Jahren 2013 bis 2022 somit 1 755 pro Jahr.

Dem auf lange Sicht positiven Saldo stehen temporäre Schwankungen gegenüber. Seit 2011 hat sich so die Anzahl der Gewerbeanmeldungen tendenziell verringert bis zum Tiefstand von 14 815 Gewerbeanmeldungen in 2019. Das ist der tiefste Stand Stand seit 1999. 2021 erholte sich der Stand und fiel in 2022 wieder leicht ab auf 15 159.

Gewerbemeldungen 2013 bis 2022

Quelle: Statistik der Gewerbeanzeigen in Bayern 2013 bis 2022

Gründungssaldo in Mittelfranken 2013 bis 2022

Quelle: Statistik der Gewerbeanzeigen in Bayern 2013 bis 2022, eigene Berechnungen

Entwicklung des Gründungssaldos

Üblicherweise gibt der Gründungssaldo einen guten Eindruck vom Gründungsgeschehen. Der Saldo stieg in den Jahren vor Ausbruch der Corona-Pandemie leicht an.

In den beiden Pandemiejahren 2020 und 2021 sind die Daten jedoch nicht gleichsam aussagekräftig wie in den vergangenen Jahren. Die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht und ggf. auch die staatlichen Sofort- und Überbrückungshilfen haben die Anzahl der Gewerbeabmeldungen im Jahr 2020 und 2021 im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 deutlich nach unten beeinflusst. Dies führte zu einem außergewöhnlich hohen Gründungssaldo in den Jahren 2020 und 2021.

Der Saldo bewegt sich 2022 wieder nach unten, bleibt aber noch deutlich über dem Niveau des Jahres 2019.

Nach dem Abebben der Auswirkungen der Corona-Pandemie für die Wirtschaft, stand das Jahr 2022 nun im Zeichen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und dessen Auswirkungen auf die Versorgung der Wirtschaft mit Energie und Rohstoffen.

Hohe Inflation und hohe Energiepreise treiben die Kosten der Unternehmen und lassen viele Gründungsinteressierte bei der Umsetzung des Schrittes in die Selbstständigkeit zögern, was sich bei den Gewerbeanmeldungen und schließlich auch beim Saldo niederschlägt.

Entwicklung der Arbeitslosenzahlen

Die Entwicklung der Gründungssalden in den Jahren 2013 bis 2022 hat sich tendenziell gleich wie die Arbeitslosenzahlen im gleichen Zeitraum entwickelt. Insbesondere die gute Konjunktur der vergangenen Jahre förderte in den vergangenen Jahren die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen. Entsprechend nahmen Gründungen tendenziell ab.

Die Corona-Pandemie hinterließ jedoch auch deutliche Spuren am Arbeitsmarkt. Lag die Zahl der Arbeitslosen im Sommer 2019 noch bei 33 343, stieg sie im Juli 2020 auf einen Höchststand von 48 693. Die Zahlen sinken in 2021 und 2022, haben aber noch nicht ganz das Vorkrisenniveau erreicht.

Arbeitslosenzahlen in Mittelfranken 2013 bis 2022

Gewerbemeldungen nach Wirtschaftszweigen

Rückgänge des Unternehmensbestandes zeigen sich 2022 vor allem in den Bereichen Verkehr und Gastgewerbe. Hier gab es mehr Abmeldungen als Anmeldungen.

Im Handel, in den Dienstleistungsbereichen, im Baugewerbe und im Bereich Information und Kommunikation gab es merklich mehr Gewerbeanmeldungen als Gewerbeabmeldungen.

Gewerbemeldungen nach Wirtschaftszweigen 2022

Quelle: Statistik der Gewerbeanzeigen in Bayern 2022, eigene Berechnungen

Lässt man die Gewerbeabmeldungen außer Betracht und betrachtet allein die Zahl der Gewerbeanmeldungen in den einzelnen Wirtschaftszweigen im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019, erkennt man vor allem Rückgänge im Bau- und Gastgewerbe sowie im Bereich Verkehr und Lagerei.

In den Bereichen Information und Kommunikation, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie im Bereich wissenschaftliche und technische Dienstleistungen liegt die Zahl der Gewerbeanmeldungen höher als im Vorkrisenjahr.

Der Handel erlebte in den beiden Corona-Jahren 2020 und 2021 einen deutlichen Zuwachs, der im Jahr 2022 wieder auf den Wert des Vorkrisenjahres schrumpfte.

Gewerbeanmeldungen nach Wirtschaftszweigen 2019 bis 2022

Quelle: Statistik der Gewerbeanzeigen in Bayern 2019 bis 2022, eigene Berechnungen

Gewerbemeldungen nach kreisfreien Städten und Landkreisen

Mittelfranken lebt von seiner Vielfalt. Dies gilt nicht zuletzt auch für die verschiedenen wirtschaftlichen Strukturen in den fünf kreisfreien Städten und sieben Landkreisen. Diese Vielfalt spiegelt sich in den regionalen Gewerbemeldungen.

Alle Regionen verzeichneten in 2022 positive Gründungssalden.

Gewerbemeldungen nach kreisfreien Städten und Landkreisen 2022

Quelle: Statistik der Gewerbeanzeigen in Bayern 2022, eigene Berechnungen

Tendenziell ist das Gründungswachstum in allen kreisfreien Städten und Landkreisen rückläufig, was sich an der Entwicklung der Gründungssalden bis 2019 erkennen lässt. Teilweise zeigen die Regionen auch negative Salden auf. Die Salden seit 2020 sind aus den oben genannten Gründen aktuell eher wenig aussagekräftig.

2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022
Stadt Ansbach 51 30 45 47 25 6 11 64 62 42
Stadt Erlangen 157 73 50 95 106 64 160 148 154 160
Stadt Fürth 454 40 -46 27 -43 147 101 367 413 298
Stadt Nürnberg 889 -138 262 467 274 197 244 505 1090 754
Stadt Schwabach 114 -32 65 88 36 28 -7 53 54 36
Landkreis Ansbach 147 141 44 158 179 125 127 41 174 197
Landkreis Erlangen-Höchstadt 9 201 179 161 44 175 208 295 436 126
Landkreis Fürth 23 -83 2 -21 4 -11 -53 230 291 77
Landkreis Nürnberger Land 267 30 55 101 11 33 59 217 357 142
Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim 119 64 155 149 117 81 117 240 279 206
Landkreis Roth 192 100 111 154 145 102 178 246 305 207
Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen 90 36 38 63 50 126 79 187 271 160
Mittelfranken 2512 462 960 1489 948 1073 1224 2593 3886 2405

Quelle: Statistik der Gewerbeanzeigen in Bayern 2013 bis 2022, eigene Berechnungen

Der Durchschnitt der Gründungssalden der letzten zehn Jahre zeigt aber, dass dennoch alle Regionen einen Zuwachs an Unternehmen verzeichnen konnten. Es wurden also im Durchschnitt der letzten zehn Jahre in allen Regionen mehr Gewerbe angemeldet als abgemeldet.

Durchschnittliche Gründungssalden in den kreisfreien Städten und Landkreisen 2013 bis 2022

Quelle: Statistik der Gewerbeanzeigen in Bayern 2013 bis 2022, eigene Berechnungen

Nebenerwerbsgründungen in Mittelfranken

Ist die Gründung im Vollerwerb eigentlich der Regelfall, so zeigt sich in den letzten Jahren bundesweit und auch regional eine Zunahme von Gründungen im Nebenerwerb. Einstiege in die Selbstständigkeit dieser Art können beispielsweise der Test einer unternehmerischen Idee neben einer abhängigen Beschäftigung oder eine Hinzuverdienstmöglichkeit sein oder können der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie dienen.

Nebenerwerbsgründungen in Mittelfranken - Vergleich 2019 bis 2022

Quelle: Statistik der Gewerbeanzeigen in Bayern 2019 bis 2022, eigene Berechnungen

Für das Jahr 2022 weist die Statistik 5 051 Vollerwerbsgründungen (41 Prozent der Neugründungen) und 7 236 Nebenerwerbsgründungen (59 Prozent der Neugründungen) aus. Im Vergleich zum Jahr 2021 ist somit der Anteil der Nebenerwerbsgründungen nahezu konstant geblieben.

Die hohe Zunahme von zunächst 52 Prozent in 2019 auf aktuell 59 Prozent in 2022 könnte an der Zunahme der Unsicherheiten aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Energiekrise liegen. Sowohl die Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes als auch vor der hohen Inflation könnten Treiber für Hinzuverdienste oder Tests der Selbstständigkeit sein.

Dies zeigt sich 2022 auch fast in allen kreisfreien Städten und Landkreisen Mittelfrankens. Im Vergleich zum Jahr 2019 überall die Nebenerwerbsgründungen zugenommen, ausgenommen in der Stadt Ansbach.

Nebenerwerbsgründungen in Mittelfranken - Vergleich 2019 bis 2022

Quelle: Statistik der Gewerbeanzeigen in Bayern 2019 bis 2022, eigene Berechnungen

Die Nebenerwerbsgründungen haben nicht nur im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 zugenommen, sie bilden in Mittelfranken auch den Schwerpunkt der Gründungen: Genau sechs von zehn Gründungen erfolgten in Mittelfranken im Nebenerwerb.

Dies spiegelt sich so auch in den kreisfreien Städten und Landkreisen Mittelfrankens wieder. Fast überall überwiegen die Gründungen im Nebenerwerb, ausgenommen in der Stadt Erlangen.

Vergleich Vollerwerbs- und Nebenerwerbsgründungen in Mittelfranken 2022 - nach kreisfreien Städten und Landkreisen

Quelle: Statistik der Gewerbeanzeigen in Bayern 2022, eigene Berechnungen

Bei Betrachtung der einzelnen Wirtschaftszweige sind deutliche Unterschiede in der Gewichtung von Voll- und Nebenerwerb erkennbar.

In den Bereichen Energie- und Wasserversorgung, Verarbeitendes Gewerbe, Information und Kommunikation sowie im Handel erfolgten 2022 über zwei Drittel der Gründungen im Nebenerwerb.

Dagegen wurde in den Bereichen Baugewerbe, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie Grundstücks- und Wohnungswesen 2022 (gleichsam wie in 2021) eher im Vollerwerb gegründet.

Vergleich Vollerwerbs- und Nebenerwerbsgründungen in Mittelfranken 2022 - nach Wirtschaftszweigen

Quelle: Statistik der Gewerbeanzeigen in Bayern 2022, eigene Berechnungen

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Stand: 6. November 2023