IHK-Gründungsreport Mittelfranken 2021

Regionalanalyse der IHK Nürnberg für Mittelfranken

Unternehmensgründungen in Mittelfranken

Der IHK-Gründerreport gibt einen kompakten Überblick über das Gründungsgeschehen in Mittelfranken. Er bietet Interessierten, Gründern, Gründungsberatern sowie politischen Entscheidungsträgern einen Überblick rund um das Thema Existenzgründung in Mittelfranken.

Die Grundlage bilden die Statistiken der Gewerbeanzeigen in Bayern 2011 bis 2020 des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung in Fürth. Als wesentlicher Indikator des IHK-Gründerreports wird der Gründungssaldo verwendet, vereinfacht ermittelt durch Abzug der Gewerbeabmeldungen von den Gewerbeanmeldungen. Unberücksichtigt bleiben die Gründungen und Geschäftsaufgaben in den Freien Berufen.

Absolut betrachtet zeigt Mittelfranken in den letzten zehn Jahren eine positive Entwicklung des Gründungsgeschehens. Insgesamt meldeten in den Jahren 2011 bis 2020 genau 160 174 Gründer ein Gewerbe an. Im gleichen Zeitraum beläuft sich die Anzahl der Gewerbeabmeldungen auf 143 001. Durchschnittlich betrug der Firmenzuwachs in den Jahren 2011 bis 2020 somit 1 717 pro Jahr.

Dem auf lange Sicht positiven Saldo stehen temporäre Schwankungen gegenüber. Seit 2011 hat sich so die Anzahl der Gewerbeanmeldungen stetig verringert bis zum Tiefstand von 15 014 Gewerbeanmeldungen in 2016. In 2019 erfolgte seit langer Talfahrt bereits das dritte Jahr in Folge ein leichter Anstieg der Gewerbeanmeldungen auf 15 538. In 2020 schließlich sank in Mittelfranken die Zahl der Gewerbeanmeldungen auf den tiefsten Stand seit 1999.

Gewerbemeldungen 2011 bis 2020

Quelle: Statistik der Gewerbeanzeigen in Bayern 2011 bis 2020

Gründungssaldo in Mittelfranken 2011 bis 2020

Quelle: Statistik der Gewerbeanzeigen in Bayern 2011 bis 2020, eigene Berechnungen

Entwicklung des Gründungssaldos 2011 bis 2020

Tendenziell ist das Gründungswachstum im Verlauf der vergangenen zehn Jahre rückläufig. Der Gründungssaldo (Differenz von Gewerbeanmeldungen und Gewerbeabmeldungen pro Jahr) in Mittelfranken steigt seit 2018 jedoch leicht an. Dies beruht auf einer leicht steigenden Zahl der Gewerbeanmeldungen seit 2017 gepaart mit abnehmender Zahl der Gewerbeabmeldungen.

Für das Jahr 2020 zeigen die Zahlen des Bayerischen Landesamtes für Statistik für die Region Mittelfranken – trotz der wirtschaftlichen Beschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie – nur einen leichten Rückgang der Gründungsdynamik.

Corona stellt eine große Herausforderung für die Wirtschaft dar, insbesondere für junge Unternehmen, die sich noch im Aufbau befinden. Die Pandemie bietet jedoch auch Potenziale für viele neue Ideen, insbesondere für innovative und digitale Geschäftsmodelle.

Die Zahl der Gewerbeanmeldungen lag im vergangenen Jahr bei 14 815, was trotz der Pandemie nur einem Rückgang von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum (15 538) entspricht. Zugleich hat sich die Anzahl der Gewerbeabmeldungen um 15 Prozent verringert, von 14 314 im Jahr 2019 auf insgesamt 12 222 im Jahr 2020. Der Gründungssaldo – also die Differenz aus Gewerbeanmeldungen und -abmeldungen – lag bei insgesamt + 2 593 (2019: + 1 224).

Entwicklung Arbeitslosenzahlen 2011 bis 2020

Die Entwicklung der Gründungssalden in den Jahren 2011 bis 2020 hat sich tendenziell gleich wie die Arbeitslosenzahlen im gleichen Zeitraum entwickelt. Insbesondere die gute Konjunktur der vergangenen Jahre förderte in den vergangenen Jahren die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen. Entsprechend nahmen Gründungen tendenziell ab.

Die Corona-Pandemie hinterlässt jedoch auch deutliche Spuren am Arbeitsmarkt. Lag die Zahl der Arbeitslosen im Sommer 2019 noch bei 33 343, stieg sie im Juli 2020 auf einen Höchststand von 48 693. Dass die Arbeitslosigkeit in Folge der Corona-Krise nicht stärker gestiegen ist, resultiert insbesondere aus der hohen Inanspruchnahme des Kurzarbeitergeldes.

In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit ist häufig ein Anstieg von Gründungen zu beobachten, der in 2020 in Mittelfranken aber noch ausblieb.

Arbeitslosenzahlen in Mittelfranken 2011 bis 2020

Monatliche Entwicklung der Gewerbemeldungen im Vergleich zum Jahr 2019 – spürbare Auswirkungen der Corona-Pandemie

Üblicherweise gibt der Gründungssaldo einen guten Eindruck vom Gründungsgeschehen. Im Jahr 2020 sind die Daten – gerade was die Zahl der Abmeldungen anbelangt – jedoch nicht gleichsam aussagekräftig wie in den vergangenen Jahren. Die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht hat die Anzahl der Gewerbeabmeldungen im Jahr 2020 deutlich nach unten beeinflusst, was zu einem außergewöhnlich hohen Gründungssaldo im Jahr 2020 führt.

Die nachfolgende monatsweise Aufschlüsselung der Gewerbemeldungen im Vergleich zum Jahr 2019 zeigen eindrucksvoll die Auswirkungen der Corona-Pandemie mit seinen Beschränkungen der Wirtschaft – insbesondere im Frühjahr – sowie die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht.

Monatsweise Gewerbeanmeldungen Mittelfranken - Vergleich 2019 und 2020

Quelle: Statistik der Gewerbeanzeigen in Bayern 2019 und 2020, eigene Berechnungen

Monatsweise Gewerbeabmeldungen Mittelfranken - Vergleich 2019 und 2020

Quelle: Statistik der Gewerbeanzeigen in Bayern 2019 und 2020, eigene Berechnungen

Unternehmensinsolvenzen in Mittelfranken im Vergleich zum Jahr 2019

Laut dem Bayerischen Landesamt für Statistik wurden im Jahr 2020 bei den bayerischen Gerichten insgesamt 2 172 Unternehmensinsolvenzen beantragt. Im Vergleich zum Vorjahr wurden damit 451 Verfahren (17,2 Prozent) weniger beantragt. Bei den beantragten Insolvenzen der übrigen Schuldner verzeichneten die Gerichte im Jahr 2020 insgesamt 6 159 Verfahren, 2 317 Verfahren (27,3 Prozent) weniger als im Vorjahr. Nachdem die Zahl der beantragten Insolvenzen von Unternehmen von April 2020 bis September 2020 kontinuierlich zurückgegangen war, zeichnete sich im Oktober 2020 eine Trendumkehr ab, welche sich bis zum Jahresende fortsetzte.

Für die einzelnen Regierungsbezirke liegen lediglich Gesamtzahlen der beantragten Insolvenzen vor. In Mittelfranken sank die Zahl der Insolvenzen – Unternehmensinsolvenzen und übrige Insolvenzen – im Vergleich zum Vorjahr von insgesamt 1 258 auf 1 770, mithin um 29 Prozent.

In den einzelnen Regionen stellt sich das im Vergleich zum Jahr 2019 wie folgt dar.

Insolvenzanträge in Mittelfranken - Vergleich 2019 und 2020

Gewerbemeldungen nach Wirtschaftszweigen 2020

Rückgänge des Unternehmensbestandes zeigen sich 2020 vor allem im Gastgewerbe.

Im Handel gab es deutlich mehr Gewerbeanmeldungen als Gewerbeabmeldungen. Zuwächse waren ebenso im verarbeitenden Gewerbe, im Bereich der Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie im Bereich Verkehr zu verzeichnen.

Gewerbemeldungen nach Wirtschaftszweigen 2020

Quelle: Statistik der Gewerbeanzeigen in Bayern 2020, eigene Berechnungen

Gewerbemeldungen nach kreisfreien Städten und Landkreisen 2020

Mittelfranken lebt von seiner Vielfalt. Dies gilt nicht zuletzt auch für die verschiedenen wirtschaftlichen Strukturen in den fünf kreisfreien Städten und sieben Landkreisen. Diese Vielfalt spiegelt sich in den regionalen Gewerbemeldungen.

Alle Regionen verzeichneten in 2020 positive Gründungssalden – wohl nicht zuletzt aufgrund der Corona-bedingten Aussetzung der Insolvenzantragspflicht.

Gewerbemeldungen nach kreisfreien Städten und Landkreisen 2020

Quelle: Statistik der Gewerbeanzeigen in Bayern 2020, eigene Berechnungen

Gründungssalden nach kreisfreien Städten und Landkreisen 2011 bis 2020

Tendenziell ist das Gründungswachstum in allen kreisfreien Städten und Landkreisen rückläufig. Die einzelnen Gründungssalden im Verlauf der letzten zehn Jahre in den Regionen zeigen teilweise auch negative Salden auf: Die Städte Nürnberg, Fürth und Schwabach sowie der Landkreis Fürth verzeichneten in den letzten Jahren vereinzelt mehr Gewerbeabmeldungen als Gewerbeanmeldungen.

2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020
Stadt Ansbach 15 15 51 30 45 47 25 6 11 64
Stadt Erlangen 54 144 157 73 50 95 106 64 160 148
Stadt Fürth 381 373 454 40 -46 27 -43 147 101 367
Stadt Nürnberg 1401 1103 889 -138 262 467 274 197 244 505
Stadt Schwabach 95 61 114 -32 65 88 36 28 -7 53
Landkreis Ansbach 237 88 147 141 44 158 179 125 127 41
Landkreis Erlangen-Höchstadt 299 119 9 201 179 161 44 175 208 295
Landkreis Fürth 181 -89 23 -83 2 -21 4 -11 -53 230
Landkreis Nürnberger Land 247 193 267 30 55 101 11 33 59 217
Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim 108 170 119 64 155 149 117 81 117 240
Landkreis Roth 256 128 192 100 111 154 145 102 178 246
Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen 245 88 90 36 38 63 50 126 79 187
Mittelfranken 3519 2393 2512 462 960 1489 948 1073 1224 2593

Quelle: Statistik der Gewerbeanzeigen in Bayern 2011 bis 2020, eigene Berechnungen

Durchschnittliche Gründungssalden 2011 bis 2020 in den Regionen Mittelfrankens

Der Durchschnitt der Gründungssalden der letzten zehn Jahre zeigt aber, dass dennoch alle Regionen einen Zuwachs an Unternehmen verzeichnen konnten. Es wurden also im Durchschnitt der letzten zehn Jahre in allen Regionen mehr Gewerbe angemeldet als abgemeldet.

Durchschnittliche Gründungssalden in den kreisfreien Städten und Landkreisen 2011 bis 2020

Quelle: Statistik der Gewerbeanzeigen in Bayern 2011 bis 2020, eigene Berechnungen

Gründungssalden nach Wirtschaftszweigen in kreisfreien Städten und Landkreisen 2020

Das Gastgewerbe entwickelte sich in gesamt Mittelfranken in 2020 im Vergleich zum Vorjahr negativ. Einen besonders hohen Rückgang verzeichnen die Stadt Nürnberg sowie der Landkreis Ansbach.

Ebenso verzeichnet der Landkreis Ansbach einen besonders hohen Rückgang im Handel, der in allen anderen Regionen Mittelfrankens einen deutlichen Anstieg verzeichnet.

Verarbeitendes Gewerbe Energie- und Wasserversorgung Baugewerbe Handel Verkehr und Lagerei Gastgewerbe Information und Kommunikation Finanz- und Versicherungsdienstleistungen Grundstücks- und Wohnungswesen Wissenschaftliche und technische Dienstleistungen Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen Sonstige Wirtschaftszweige
Stadt Ansbach 13 9 4 12 7 -3 8 1 2 5 15 -9
Stadt Erlangen 0 5 -7 29 11 5 11 29 -3 21 29 18
Stadt Fürth 26 6 21 97 34 -5 28 7 -2 33 46 76
Stadt Nürnberg 30 16 46 133 99 -31 6 -14 6 118 6 90
Stadt Schwabach -9 4 -6 15 5 0 10 24 5 13 3 -11
Landkreis Ansbach 42 27 -10 -48 -6 -26 16 17 -2 11 34 -14
Landkreis Erlangen-Höchstadt 42 37 13 80 16 -12 17 7 -1 15 38 43
Landkreis Fürth 11 24 21 2 1 -6 37 17 13 38 15 57
Landkreis
Nürnberger Land
40 37 8 27 7 0 18 4 11 37 28 0
Landkreis
Neustadt an der Aisch –
Bad Windsheim
25 25 32 32 4 2 8 13 13 17 35 34
Landkreis Roth 31 45 28 48 9 -6 15 -8 11 21 26 26
Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen 4 38 19 29 2 0 8 1 9 27 25 25
Mittelfranken gesamt 255 273 169 456 189 -82 182 98 62 356 300 335

Quelle: Statistik der Gewerbeanzeigen in Bayern 2020, eigene Berechnungen

Nebenerwerbsgründungen in Mittelfranken

Ist die Gründung im Vollerwerb eigentlich der Regelfall, so zeigt sich in den letzten Jahren bundesweit und auch regional eine Zunahme von Gründungen im Nebenerwerb. Einstiege in die Selbstständigkeit dieser Art können beispielsweise der Test einer unternehmerischen Idee neben einer abhängigen Beschäftigung oder eine Hinzuverdienstmöglichkeit sein oder können der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie dienen.

Nebenerwerbsgründungen in Mittelfranken - Vergleich 2019 und 2020

Quelle: Statistik der Gewerbeanzeigen in Bayern 2019 und 2020, eigene Berechnungen

Für das Jahr 2020 weist die Statistik 4 958 Vollerwerbsgründungen (42 Prozent der Neugründungen) und 6 964 Nebenerwerbsgründungen (58 Prozent der Neugründungen) aus. Im Vergleich zum Jahr 2019 hat somit der Anteil der Nebenerwerbsgründungen um fünf Prozent zugenommen.

Selbst in absoluten Zahlen hat die Zahl der Nebenerwerbsgründungen zugenommen von 6 409 in 2019 auf 6 964 in 2020. Das ist insbesondere deshalb beachtlich, da die Neugründungen in 2020 im Vergleich zu 2019 zurückgingen (2019: 12 188, 2020: 11 922).

Die hohe Zunahme in 2020 könnte an der Unsicherheit des Arbeitsmarktes als wirtschaftliche Auswirkung der Corona-Pandemie liegen. Die Angst des Verlustes des Arbeitsplantzes könnte ein Treiber des Tests der Selbstständigkeit sein.

Dies zeigt sich auch fast in allen kreisfreien Städten und Landkreisen Mittelfrankens. Lediglich in der Stadt und im Landkreis Ansbach sowie in der Stadt Nürnberg hat die absolute Zahl der Nebenerwerbsgründungen in 2020 im Vergleich zu 2019 leicht abgenommen – in Relation zu den Vollerwerbsgründungen haben die Nebenerwerbsgründungen aber auch hier zugenommen.

Nebenerwerbsgründungen in Mittelfranken - Vergleich 2019 und 2020

Quelle: Statistik der Gewerbeanzeigen in Bayern 2019 und 2020, eigene Berechnungen

Die Nebenerwerbsgründungen haben nicht nur im Vergleich zu 2019 zugenommen, sie bilden in Mittelfranken auch den Schwerpunkt der Gründungen: Fast sechs von zehn Gründungen erfolgten in Mittelfranken im Nebenerwerb. Dies spiegelt sich so auch in den kreisfreien Städten und Landkreisen Mittelfrankens wieder.

Vergleich Vollerwerbs- und Nebenerwerbsgründungen in Mittelfranken 2020 - nach kreisfreien Städten und Landkreisen

Quelle: Statistik der Gewerbeanzeigen in Bayern 2020, eigene Berechnungen

In den einzelnen Wirtschaftszweigen gibt es aber durchaus Unterschiede. In den Bereichen Handel, verabeitendes Gewerbe (insbesondere Textil und Bekleidung) sowie Information und Kommunikation erfolgten mehr als zwei Drittel der Gründungen im Nebenerwerb. Gründungen hingegen im Gast- und im Baugewerbe erfolgten eher im Vollerwerb.

Vergleich Vollerwerbs- und Nebenerwerbsgründungen in Mittelfranken 2020 - nach Wirtschaftszweigen

Quelle: Statistik der Gewerbeanzeigen in Bayern 2020, eigene Berechnungen

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Stand: 1. März 2021