Innovative Kleidung für Orchester-Musiker, Beratung für gesundes Kantinenessen und individuelle Roboter für die Beschichtungstechnik: Diese Geschäftskonzepte werden mit dem „IHK-Gründerpreis Mittelfranken 2023“ ausgezeichnet. Er geht an die Gesoca GmbH in Seukendorf (Geschäftsführung Christian Feist und Rhea Bredel-Feist), die Sciprios GmbH in Fürth (Geschäftsführer Dr. Tobias Stubhan) und die Woolwind e. K. in Zirndorf (Inhaberin Christine Barth-Darkow).

IHK-Präsident Dr. Armin Zitzmann und Matthias Dießl, Landrat des Landkreises Fürth, gratulierten den Siegerunternehmen bei einer Feierstunde im „Haus der Wirtschaft“ in Nürnberg. „Sie sind mit Ihren innovativen und nachhaltigen Geschäftsmodellen Vorbilder für künftige, aber auch für etablierte Unternehmen! Das verdient Respekt!“, sagte Zitzmann. Die drei Wettbewerbspaten der Siegerunternehmen sind Wolf Maser (Gebr. Maser GmbH, Nürnberg), Johannes Lehmann (Frör Kunststofftechnik GmbH, Erlangen), und Dr. Christian Bühler (MittelstandsInvest Dr. Bühler GmbH, Zirndorf). Die Paten gehören der Jury ebenso an wie folgende Persönlichkeiten: Tassilo Forchheimer (Leiter BR-Studio Franken), Matthias Hiegl (Geschäftsführer Gründerzentrum IGZ), Dr. Judit Klein (Startup Incubation Lead, Gründungszentrum Zollhof), der frühere Wirtschaftsjournalist Dr. Wolfgang Mayer, Prof. Dr. Carsten Rudolph (Geschäftsführer BayStartUp GmbH) und IHK-Gründungsexpertin Yvonne Stolpmann.

Die IHK Nürnberg für Mittelfranken hatte den IHK-Gründerpreis 1996 im Zuge ihrer „Existenzgründungsoffensive“ ins Leben gerufen, um das Gründungsklima in der Region stetig zu verbessern. Mittlerweile hat sich ein festes Netzwerk aus Verbänden, Kommunen, Gründungszentren, Kreditinstituten, Förderbanken, Hochschulen und Initiativen gebildet, das Gründende und junge Unternehmen fördert. In 27 Wettbewerbsjahren hatten sich 967 Unternehmen um den IHK-Gründerpreis Mittelfranken beworben. Sie haben innerhalb der ersten Jahre nach ihrer Gründung rund 14 300 Arbeitsplätze und mehr als 580 Ausbildungsstellen geschaffen.

In diesem Jahr hatten 46 junge Unternehmen, deren Gründung nicht mehr als fünf Jahre zurückliegt, ihre Geschäftskonzepte eingereicht. Sie haben bislang 336 Arbeitsplätze und 13 Ausbildungsplätze geschaffen. „Allgemein beobachten wir als IHK, dass das Thema Nachhaltigkeit für viele Gründerinnen und Gründer eine hohe Priorität hat“, erklärte IHK-Präsident Zitzmann. Unter den 46 Bewerbungen seien viele junge Unternehmen, bei denen das Thema Nachhaltigkeit ein großer Motivator ist. „Ökologische und soziale Verantwortung ist bei vielen ein integraler Bestandteil ihres unternehmerischen Handelns“, so Zitzmann.

www.ihk-gruenderpreis-mittelfranken.de

Gesoca GmbH, Seukendorf

Geschäftsführung: Christian Feist und Rhea Bredel-Feist

Christian Feist und Rhea Bredel-Feist helfen Unternehmen dabei, dass Gesundheit und Nachhaltigkeit in deren Kantinen selbstverständlich werden.

Schnitzel, Currywurst und Spaghetti Bolognese sind in deutschen Kantinen noch immer die beliebtesten Gerichte. Aber natürlich sollte der Speiseplan deutlich abwechslungsreicher und ausgewogener sein. Christian Feist, gelernter Koch und Hotelbetriebswirt mit diätischer Ausbildung, kennt das Problem aus seiner langjährigen Tätigkeit in Kantinen: „Die Betriebsgastronomie ist eine subventionierte Leistung. Wenn sich dort zu ungesund ernährt wird, entspricht das für das Unternehmen einem negativen Return on Invest.“ Solange eine Küche nur gastronomisch betrachtet werde, bleibe das Thema Gesundheit schwierig: „Die Küche hat es einfacher, wenn Gesundheit bei den Speisen eine eher untergeordnete Rolle spielt“, so Feist. Allerdings sei das nicht im Sinne des Unternehmens, das in der Regel das Essen bezuschusst. So ergebe sich ein Zielkonflikt zwischen Gastronom und Auftraggeber, der Gast stehe dazwischen.

Hier setzt die Gesoca GmbH in Seukendorf an: Feist hat sie 2014 zunächst nebenberuflich mit seiner Frau Rhea Bredel-Feist gegründet, die Volkswirtin und Coach für Change-Management ist. Der Firmenname steht für „Gesundheitsorientierte Cateringsteuerung“. Mit einem von der Hochschule Niederrhein entwickelten „Gastronomischen Ampelsystem“ (GAS) ermittelt Gesoca eine Kennziffer. Sie macht transparent und vergleichbar, wie gesund sich in Kantinen ernährt wird. Eine schnittstellenfähige Web-Anwendung erleichtert dabei die ernährungsphysiologische Abgrenzung. Das ermöglicht auch ein Bonus-Malus-System für Catering-Verträge, Zielvereinbarungen für Küchenleiter und die Einbindung im betrieblichen Gesundheitsmanagement. „Das Ziel von Gesoca ist, dass da, wo sich Menschen täglich ernähren, Zufriedenheit und ernährungsphysiologische Qualität selbstverständlich werden“, sagt Feist. Durch diese Leistung solle der Wert von Gemeinschaftsverpflegung sichtbar und die Arbeitgebermarke gestärkt werden.

Die Leistungen sind über das Präventionsgesetz förderbar und werden von einigen Krankenkassen unterstützt. Die Nachfrage sei daher inzwischen sehr hoch. Kunden sind vor allem Organisationen mit Gemeinschaftsverpflegung wie Unternehmen, Schulen oder Krankenhäuser. Aktuell kommt Gesoca in etwa 60 Kantinen in Deutschland zum Einsatz, u. a. bei SAP, Daimler, Hilti oder Axa. Seit 2019 betreibt das Ehepaar die Firma hauptberuflich und seit 2022 ist Gesoca eine GmbH mit heute fünf Beschäftigten, allesamt Ernährungsfachleute mit gastronomischen Wurzeln. Gegründet wurde die Firma ohne Fremdkapital, heute hat sie bereits die Gewinnzone erreicht. Künftig will Gesoca weiter wachsen, auch international – denkbar wäre ein Franchise-Modell mit lokalen Partnern.

www.gesoca.de

Sciprios GmbH, Fürth

Geschäftsführer: Dr. Tobias Stubhan

Dr. Tobias Stubhan stellt mit der Sciprios GmbH kundenspezifische Roboterlösungen für die Beschichtungstechnik her.

Für Forschungsarbeiten in der Beschichtungstechnik sind umfangreiche Versuchsreihen notwendig, die aufwendig und langwierig sind. „Das muss man doch automatisieren können“, dachte sich Dr. Tobias Stubhan, Gründer der Sciprios GmbH. Er selbst machte diese Erfahrungen während seiner Doktorarbeit und überlegte im Anschluss mit einer Arbeitsgruppe, wie man mit Automatisierung die Forschung und Entwicklung in gedruckter Elektronik (mittels Druckverfahren hergestellten elektronischen Bauelementen) beschleunigen kann. 2018 gründete er dann die heutige Sciprios GmbH, ein Spin-off des Bayerischen Zentrums für Angewandte Energieforschung (ZAE Bayern) und des Helmholtz-Instituts Erlangen-Nürnberg für Erneuerbare Energien (HI ERN). Sciprios – der Name ist ein Akronym aus „Science of Printing of Semiconductors“ – entwickelt Anlagen für Forschungs- und Entwicklungsanwendungen wie Photovoltaik, Batterien, Brennstoffzellen, organische Leuchtdioden (OLEDs), Sensoren, Displays sowie optische, elektronische und funktionale Folien. Zudem bietet das Start-up Pilotproduktionslinien für gedruckte Photovoltaik-Zellen. Die Messgeräte, Laborroboter und Pilotproduktionsanlagen sollen der Materialforschung weltweit ermöglichen, die Entwicklung und Markteinführung grüner Technologien für die Energiewende zu beschleunigen, sagt der Physiker, der in Materialwissenschaften auf dem Gebiet der gedruckten Photovoltaik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg promoviert hat.

Gestartet ist Stubhan mit einem Mitarbeiter, heute hat sein Unternehmen neun Beschäftigte aus vier Kontinenten, alle mit entsprechendem Forschungshintergrund. Seinen Sitz hatte Sciprios anfangs im Gründerzentrum „NKubator“ in Nürnberg, seit März ist das Unternehmen in Fürth beheimatet. Kunden sind Forschungseinrichtungen, Universitäten, Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von Firmen und kleine Start-ups. Gegenüber Wettbewerbern wie etwa Ausrüstern für Laborautomation in der Pharmazie, Biotechnologie oder Medizin habe man einen erheblichen Kostenvorteil, da man mit günstigen Robotern arbeiten könne, erklärt der Geschäftsführer. Die Maschinen seien sehr flexibel und anpassungsfähig. Außerdem sei das Sciprios-Team darauf spezialisiert, die Einheiten genau nach Kundenwunsch zu konfektionieren. Die Anlagen böten Vorteile wie Reproduzierbarkeit, Prozesssicherheit, höheren Durchsatz und mehr Sicherheit bei der Handhabung giftiger Substanzen. Etwa ein Dutzend Anlagen hat das Fürther Unternehmen bisher geliefert, sogar bis nach San Francisco und Singapur. Bisherige Investitionen wurden alle aus dem laufenden Geschäft finanziert, 2023 will Stubhan erstmals Gewinn ausweisen. Der Markt für die Produkte ist groß: „Weltweit gibt es weit über 10 000 Forschergruppen, die in diesem Bereich arbeiten“, schätzt er. Diese Nische für Beschichtungsroboter will er mit Sciprios-Geräten besetzen.

www.sciprios.de

Woolwind e. K., Zirndorf

Inhaberin: Christine Barth-Darkow

Christine Barth-Darkow, Gründerin der Woolwind e. K. in Zirndorf, hat einen Frack speziell für Orchester-Musiker entwickelt.

Für viele Orchester-Musiker ist ein Frack oft die einzig akzeptierte Berufskleidung. Doch der festliche Anzug ist alles andere als bequem und man kommt beim Spielen ganz schön ins Schwitzen. Das erfuhr Christine Barth-Darkow 2018 bei einem Teambuilding-Seminar mit den Bamberger Symphonikern, das sie im Auftrag ihres ehemaligen Arbeitgebers absolvierte. Bei Gesprächen mit der Orchesterleitung kam dann die Idee auf, eine spezielle festliche Funktionskleidung für Musiker zu entwickeln. Also entwarf die Textil-Fachfrau, die zu dem Zeitpunkt seit vielen Jahren in der Produktentwicklung eines großen Sportartikelherstellers tätig war, einen „Musikerfrack“. Dabei flossen auch die Ideen der Musiker ein. Die Anzüge bestehen aus einem atmungsaktiven Woll-Polyester-Gemisch. Die verwendete Faser ist ein Patent eines amerikanischen Herstellers und hilft nach Unternehmensangaben dem Körper bei der Wärmeregulierung. Eine einknöpfbare Manschettenattrappe, die sich Woolwind hat patentieren lassen, ermöglicht es, dass die Musiker unbemerkt mit kurzärmligen Hemden spielen können. Zudem sind die Kleidungsstücke waschbar und knitterfrei und müssen nicht wie herkömmliche Fräcke in die Reinigung. Im Mai 2019 gründete Barth-Darkow dann ihre eigene Firma Woolwind e. K. in Zirndorf, unterstützt von den Beratern und Kapitalgebern Mark Heising und Ina Franzmann. Ende 2019 vereinbarte die Gründerin eine Kooperation mit den Bamberger Symphonikern, an die sie die ersten Stücke lieferte. Alle männlichen Orchestermitglieder erhalten seitdem einen Woolwind-Frack als Arbeitskleidung.

Produziert wird die Kleidung nach eigenen Vorgaben bei einem auf Berufskleidung spezialisierten Unternehmen in Bamberg. Dort sind auch Einkauf, Produktion, Lagerung und Versand angesiedelt. Die Stoffe stammen von einer Weberei in der Türkei. Der Vertrieb erfolgt vor allem über den eigenen Online-Shop. Aktuell besteht das Sortiment aus Frackjacken, -westen und -hosen, Kummerbund, einer Jacke „Mandarin Style“, Kurzarmhemden und der patentierten einknöpfbaren Manschettenattrappe. Die Preise entsprechen denen normaler Fracks und Hosen. „Uns ist wichtig, dass die Musiker sich das leisten können, schließlich müssen sie den Frack trotz Frackgeld selbst bezahlen“, sagt die Unternehmerin. In Deutschland ist Woolwind bereits in allen großen Orchestern vertreten. Auch in Österreich gibt es etliche Kunden und in der Schweiz sogar eine Vertretung mit Showroom. Bisher hat Woolwind etwa 250 Sets verkauft und allein 2023 stieg der Umsatz um 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Erschwerend war in der Gründungsphase, dass wegen Corona die Orchester nicht auftreten durften und es zunächst keine Nachfrage gab. Das Geschäft sei erst 2021 wirklich angelaufen. Das bisher als e. K. firmierende Start-up soll demnächst eine GmbH werden, zudem will Barth-Darkow das europäische Ausland als Absatzmarkt gewinnen. Außerdem sollen die Produkte nachhaltiger werden, z. B. mit recyceltem Polyester oder wiederaufbereiteter Wolle.

www.woolwind.de

Ansprechpartnerin:

IHK Nürnberg für Mittelfranken, Geschäftsbereich Standortpolitik und Unternehmensförderung

Yvonne Stolpmann, Tel. 0911 1335-1377, yvonne.stolpmann@nuernberg.ihk.de

Download von honorarfreien Fotos der Siegerunternehmen

www.ihk-nuernberg.de/gruenderpreis-presse